In diesem Jahr treiben die Blogger dieses Landes den Weihnachts-Wahnsinn so richtig auf die Spitze. Gewinnspiele von nicht selten über 400€ Gewinnen flattern im Stundentakt über die Facebook-Timeline, nie war es leichter sich die Adventszeit mit Gewinnspielteilnahmen und vielleicht sogar richtig schicken Gewinnen zu versüßen, wie zurzeit. Ich verurteile das nicht, auch ich möchte gerne einen neuen Hightech Föhn gewinnen und mich über neue Pflegeprodukt-Sets von ausgefallenen Marken erfreuen. Aber ich möchte mich nicht in den Wettbewerb begeben mit ähnlich immensen Gewinnspiel-Preisen konkurrieren zu müssen. Ich möchte mich nicht in dieses irrationale Riesenrad setzen, einen kurzen Höhenflug erleben und im Januar wieder alle meine eingesammelten Likes und Abonnenten verlieren. Was ich möchte ist, meinen teilweise über viele Jahre treuen Lesern eine Freude machen und das natürlich am liebsten so vielen wie möglich. Aber ich möchte auch an den gesunden Menschenverstand appellieren und der sagt mir, dass es nicht normal ist in einem Adventskalender-Türchen Produkte zu verlosen, die den Wert eines ganzen Weihnachtsbudgets weit übersteigen. Es ist nicht normal, es ist nicht rational und vor allem möchte ich weder mich selbst noch euch an solche Gepflogenheiten gewöhnen. Gewöhnung stellt sich ein, wenn man bestimmte Ereignisse erwartet. Zum Beispiel Geschenke im Wert von Hunderten von Euro. Und diese Gewöhnung mündet nicht selten in eine Erwartungshaltung, die sich von der Online-Welt in die reale Welt zieht.
Heute ist Nikolaus, ein Tag an dem Kinder in Deutschland einen Strumpf oder Schuh mit Süßigkeiten, Nüssen, Mandarinen und anderen weihnachtlichen Kleinigkeiten gefüllt bekommen. So war es früher, heute bekommen Kinder Iphones (um es mal auf die Spitze zu treiben). Worüber ich mir dabei Gedanken mache? Nicht um die verkommenen Kinder von heute. Gedanken mache ich mir um die Kinder von Morgen, die Kinder, die rein theoretisch noch zu retten sind, aber in eine Entwicklung reingeboren werden, die sie zu Konsum-Opfern macht.
Diese Tendenzen sind bereits in meiner eigenen Kindheit zum Tragen gekommen, als Teenie konnte ich gar nicht genug Klamotten, Ohrringe, und billige Schminke haben. Wenn die Erwartungen nicht erfüllt wurden gabs lange Gesichter. Kommt euch bekannt vor, richtig? Aber mit dem Älterwerden haben sich diese Erwartungen relativiert und ich bin in der Lage den Wert von materiellen Gütern und den von nicht-materiellen Gütern in Relation zu setzen. Ich brauche euch nicht predigen, welche einen höheren (Stellen-)Wert haben.
Bei mir sieht es vor Weihnachten jedes Jahr so aus, dass ich mir einen Plan mache, welche Geschenke ich selbst basteln oder bauen könnte. Meistens wird das dann am Ende zeitlich sehr knapp, aber es klappt dann doch und genau dieses sind die Geschenke, die ich am liebsten überreiche. Dieses Jahr gehen meine Freundin Dani und ich einen Schritt weiter, wir schenken uns Zeit. Nicht die Wochenzeitung, sondern einen gemeinsamen Tag, an dem wir nichts anderes machen als zusammen schöne Dinge zu tun. Einen Luxus, den wir uns im Alltag schon lange nicht mehr gegönnt haben. Ein Luxus, der nichts mit Geld oder Kosum zu tun hat und ein Luxus, der es wert ist ihn an Weihnachten nur den liebsten Menschen zu verschenken. Die einzig wahre Geschenkidee, die ich euch mit auf den Weg geben kann und möchte.
Finja says
Ich find es teilweise auch krass! Andere bekommen am Nikolaus nen Haufen Sachen, und sind dann noch unzufrieden, und ich freu mich riesig über eine DVD…
Aber ganz ehrlich, bei den Gewinnspielen mach ich trotzdem gerne mit 😀
TaraFairy says
Die Idee finde ich sehr gut! Meine beste Freundin und ich nehmen uns auch bewusst Zeit für ausgiebige Treffen, was mit „zunehmendem Alter“ gar nicht so einfach ist. Aber für wichtige Menschen muss man das halt tun.
Glg
Jennifer
Elisabeth says
Ein toller Artikel! Und es ist sehr wahr, worüber du da schreibst. Umso besser gefällt mir deine Geschenkidee, denn man hat heute alles in riesigen Mengen, außer eben Zeit. Wie schwierig ist es manchmal, mit der liebsten Freundin auch nur einen Abend zu finden, an dem beide Zeit haben, da ist so ein ganzer Tag eben Gold wert und kann mit keinem teuren Geschenk der Welt aufgewogen werden.
Sassie says
Man merkt, dass dir dieser Post eine Herzensangelegenheit war und ich bewundere dich sehr für das Veröffentlichen der Gedanken zusammen mit so privaten Kinderbildern.
Ich bin Grundschullehrerin, am Mittwoch habe ich das Wunschzettel schreiben als kreativen Schreibanlass genommen (so heißt das, wenn jeder seinem Lerntempo entsprechend selbst schreiben kann) und die Kinder einfach machen lassen. Es kam nur von einem Kind ein „NINTENDODES“ 😉 ein Junge wünschte sich ein Schreibheft mit Schreibschrift, da ihm das Lernen in der Schule zu langsam geht. Viele Bücher und Puppen waren dabei. Da ging mir das Herz auf. Ich selbst wünsche mir, dass die Zeit mit meiner Familie ruhig und besinnlich wird. Mittlerweile bin ich keine Studentin mehr und auf das materielle Wünschen nicht mehr angewiesen.
Coco says
Ich weiß zu gut was du meinst. Ich habe mit meiner ganzen Familie dieses Jahr gewichtelt und wir haben ein wirklich kleines Budget von 30 Euro uns gesetzt. Viel mehr freue ich mich auf das Wichteln an sich…wenn wir vor der großen Weihnachtsfeier mit unseren Verwandten uns mit der Familie bei meiner Mom treffen und eine Stunde (ja wir müssen sonst alle vorher arbeiten und meine Schwester hat als Krankenschwester noch ne Schicht davor) ein wenig lachen, Geschenke austauschen und einfach für einen Moment die Zeit miteinander genießen, bevor es zu einer riesigen Feier geht:D Auf diesen Moment mit der Familie freue ich mich jetzt schon am meisten.
Auch fahre ich das Wochenende vor Weihnachten mit meiner Mom nach Berlin: Quality-Time und so. Das beste Weihnachtsgeschenk, was wir beide uns selbst geschenkt haben:) Ich freue mich darauf natürlich auch sehr. 🙂
eleonora says
Das mit der Zeit finde ich wirklich eine schöne Idee! Vor allem bei Menschen, die man dann doch leider viel zu wenig sieht 🙂 Werde ich mir mal merken!
Liebe Grüße,
Eleonora
eleonorasblog.com
Alex says
Ein super Beitrag 🙂
kleines_woelfchen