Ihr schmeißt eine Party. Habt schon zwei Wochen im Voraus die Facebook-Veranstaltung erstellt. Alle eure Freunde und Bekannten eingeladen. Es haben über 30 Leute zugesagt. Das wird eine richtig fette Party und ihr freut euch wie Bolle, mal wieder so richtig die Korken knallen zu lassen!
Ihr habt aufgeräumt, die Wohnung Party-sicher gemacht, die teuren Gegenstände gut weggepackt, die Nachbarn informiert, Getränke eingekauft und Fingerfood vorbereitet. Am Abend der Veranstaltung trudeln die ersten halbgaren Absagen ein: „Sorry, ich bin noch woanders eingeladen, hatte ich ganz vergessen“. „Ich schaff’s heute leider nicht, sorry, viel Spaß trotzdem!“. Zwei Stunden nach dem ihr die Anlage aufgedreht habt, tummeln sich gerade mal 10 Leute in eurer Küche. Und die ersten wollen eigentlich auch so langsam wieder nach hause. Ist ja auch schon spät. Der Abend war ein Reinfall und ihr schwört euch, nie wieder eine Party auszurichten und euch nie wieder so einen Aufwand für eure „Freunde“ zu machen. Am liebsten würdet ihr den ganzen Schnaps in den Ausguss kippen und die überschüssigen Bierkisten an die Straße stellen. Ist ja eh alles egal.
Wenn es Situationen im Leben gibt, denen wir immer und immer wieder begegnen und sie dennoch nicht handeln können, dann sind das Situationen der Enttäuschung. Wenn es eines gibt, dass mir immer wieder an den Kopf geworfen wird, dann ist es der nett gemeinte Vorwurf, ich müsse endlich mal lernen mit Enttäuschungen umzugehen. Und wenn es eine Sache gibt, die ich einsehe, dann ist es, dass es gut wäre zu lernen mit Enttäuschungen umzugehen. Enttäuschungen fangen bei der straffenden Bodylotion, die überhaupt nichts bewirkt an und hören beim Beziehungsaus oder Jobverlust auf. Sie sind ständige Begleiter und lauern hinter jeder Ecke. Wir reagieren mit Wut im Bauch und Tränen in den Augen, statt wie ein erwachsener Mensch zu lernen damit umzugehen, wie es so schön heißt.
Aber wie lerne ich das? Ist das ein Trick der ernsthaft erwachsenen Leute, sich einfach nichts anmerken zu lassen? Oder gibt es da eine Umgangsweise, mit der ich Enttäuschungen wirklich leichter wegstecken kann? Bislang war mein prophylaktisches Allheilmittel gegen Enttäuschungen der Pessimismus. Wenn ich schon im Vorhinein nicht an eine Sache glaube, fällt es mir hinterher natürlich leichter den Misserfolg zu akzeptieren und bin im Gegenzug umso glücklicher über einen Erfolg. So die Theorie.
Klappt so mittel. Denn meistens war der Wunsch dann doch Vater des Gedanken. Ganz klammheimlich und unterbewusst. Ohne, dass wir aktiv etwas hätten dagegen tun können. Oder etwa doch? Stichwort Frustrationstoleranz-Grenze. Meine liegt ziemlich niedrig, wenn man den Worten meiner Mutter Glauben schenkt. Aber ist das ein Problem von unrealistischen Erwartungen oder eine Abwehrhaltung Fehlschläge zu tolerieren?
Natürlich wäre ich glücklicher gewesen, alles hätte so geklappt wie erhofft, natürlich ist es schmerzhaft mit Ablehnung, Scheitern und Misserfolgen konfrontiert zu werden. Das ist aber keines Wegs eine negative Eigenschaft, die wir uns abgewönnen müssen, diese Reaktion ist menschlich und im Grunde unvermeidlich.
Ich bin mir fast schon sicher, dass ich meine typische Frustrationsreaktion nach Misserfolgen nicht werde ausmerzen können. Aber muss ich das überhaupt? Ist diese kurzfristige Unzufriedenheit nicht auch ein Motor, der mich antreibt weiter an mir zu arbeiten und für meine Wünsche und Ziele zu kämpfen?
„Man ist nicht enttäuscht von dem, was ein Anderer tut oder nicht tut, sondern nur über die eigene Erwartung an den Anderen.“
Ralf Kunke
Womit wir lernen müssen umzugehen ist zu akzeptieren, dass Enttäuschung zum Leben gehören und wir nicht immer mit Wut, Verbitterung oder Depression reagieren müssen. „Think positive“ lautet meine Devise seit einigen Monaten und im Zuge dessen habe ich ein paar Überlegungen angestellt, die vielleicht auch euch helfen können, ein bisschen leichter mit Enttäuschungen umzugehen, ohne euch in Wut und Mutlosigkeit zu verlieren.
1. War der Erfolg in diesem Fall wirklich so wichtig und entscheiden? Gräme ich mich vielleicht unnötig? Was habe ich hier wirklich verloren? Vielleicht ist die Sache ja nicht so schlimm, wie sie mir vorkommt und ich habe mich mal wieder nur reingesteigert.
2. Was waren die Ursachen für den Misserfolg? Gab es vielleicht ein grundsätzliches Missverständnis? Ein Kommunikationsproblem? Ein technisches Problem oder ein anderes Hindernis, dass ich beim nächsten Mal von Vorne herein ausräumen kann?
3. Habe ich zu hohe Erwartungen an das Leben, an mein Gegenüber, an mich selbst? Wäre es hilfreich meine Ziele und Wünsche in kleinere Schritte zu unterteilen? Bin ich hin und wieder vielleicht ein wenig zu ungeduldig?
4. Fällt meine Reaktion angemessen zur Situation aus? Wie kann ich meinen emotionalen Ausbruch unter Kontrolle bekommen? Habe ich zwei Mal tief durchgeatmet, bevor ich auf die Enttäuschung reagiert und meinen Gefühlen Ausdruck verliehen habe?
5. Hat sich durch den Fehlschlag nicht vielleicht auch etwas Anderes, Positives ergeben? Was lerne ich aus diesem Misserfolg und welche neuen Möglichkeiten und Freiheiten habe ich nun?
Fee says
Interessanter Artikel, mal etwas ganz Anderes.
Mir fällt es auch sehr schwer, mit Enttäuschungen umzugehen – meine Mama hat neulich gesagt „An manche Dinge gewöhnt man sich nicht. Die tuen jedes Mal wieder genau so weh wie beim ersten Mal“ und ich denke, gerade bei Liebeskummer trifft das leider zu. Man kann nur versuchen mit der Zeit „stärker“ zu werden, was auch immer das heißt.
Alles Liebe,
Fee von Floral Fascination
Aristocat says
Und wieder einmal liebe ich deine Sonntagskollumne! Mach weiter so!
Coco says
Vorweg gesagt: Du bist echt hübsch :3
Und ich finde den Text einfach so toll.
Bei mir war das Leben bis so vor 5 Jahren echt ein Albtraum und es hat viel viel Kraft gekostet, da raus zu kommen. Aber ich habe es geschafft und bin an einem Punkt im Leben (gerade 22) wo ich sagen kann, dass ich seit 2 Jahren echt glücklich und zufrieden bin. Es gibt immer noch Dinge, die mich mal aus der Bahn werfen, aber ich weiß, dass es mir mal viel viel schlechter ging und ich immer wieder daran arbeiten muss, glücklich zu sein. Ich glaube, dass ich das auch viel bewusster als manche Menschen mache.
Ich habe gelernt, das Leben zu lieben und einfach Spass zu haben. Hätte ich eine Party vorbereitet, und die Hälfte wäre nicht gekommen, hätte ich mich kurz geärgert und dann den Spieß umgedreht: Die Leute die da sind motivieren und den Wein etc, der für die doppelte Anzahl an Menschen gedacht war, einfach selbst mit den lieben Menschen getrunken. Man muss einfach aus der Situation das Beste machen, in der man gerade ist. Ich denke mir immer, dass man manchmal gerade eh nichts an einer bestimmten Sache ändern kann.
Monika Christina says
Hi,
schwieriges Thema.
Ich glaube man darf schon enttäuscht sein, schließlich gehört das zum Gefühlsalltag dazu. Den Masterplan wie man am besten damit umgeht gibts glaub nicht, kommt ja auch immer auf die Situation drauf an. Ich für meinen Teil denk mir oft: „fuck off, von euch lass ich mir nicht die Laune verderben“. im Endeffekt läuft es ja darauf raus, sich Gedanken über das jeweilige „Problem“ zu machen und entsprechend Konzequenzen ziehn.
Lg